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Fallstudien - Kasuistik aus Klinik und Praxis

Fallbeispiel 4

Heftige Schmwerzen im Lumbalbereich

Eine 52-jährige Patientin kommt in die Sprechsunde mit geklagten heftigen Schmerzen im mittleren Lumbalbereich. Es bestehen zunehmend beim Sitzen und längerem Stehen diffuse Ausstrahlungen in beide Beine,jedoch keine Missempfindungen oder Taubheit. Anamnestisch wurde bei der Patientin vor 12 Jahren eine langstreckige thorakale Skoliose-Op mit Harrington Instrumentarium von BWK 7 bis LWK 3 durchgeführt. Sie war die ersten Jahre mit dem Resulat recht zufrieden. Seit 2 Jahren jedoch treten gehäuft Kreuzschmerzen mit lumboischialgieformen Ausstrahlungen auf. Nur kurzfristig konnte eine Besserung durch hausärztlich durchgeführte analgetische/antiphlogistischen Injektionen und per os Einnahme von NSAR erreicht werden. Eine funktionelle Therapie erfolgte bislang noch nicht. Die Patientin arbeitet als Sekretärin 8 Stunden täglich, es bestanden keine längeren AU- Zeiten, sie ist ledig.

Der klinische Befund zeigt bei normalem Gang und Stand eine ausgeglichene WS-Statik, abgeflachte Lendenlordose bei Beckenaufrichtung, Hypertonus des lumbalen erector trunci, reizlose Narbe dorsolumbal, Druckdolenz der Rückenstreckmuskulatur mit punctum maximum in Höhe L 3, Federungstest L 3 positiv , pseudoradikuläre Ausstrahlung bis zum Unterschenkel beidseits, chirodiagnostisch keine freie Richtung paravertebraler Tonuserhöhung nachweisbar, keine neurologischen Defizite. Der Röntgenbefund der BWS und LWS in 2 Ebenen zeigt korrekte Lage des Harrington-Instrumentariums, kein Hinweis für Lockerung oder Infekt, gut durchgebaute Spondylodesestrecke, keine wesentlichen degenerativen Veränderungen im Lumbalbereich unterhalb L 3, keine nachweisbare Gefügelockerung, keine Stufenbildung. Therapie und Verlauf: Es erfolgte eine unspezifische segmentale Mobilisierung im Sinne der Rotationsmobilisierung in Bauchlage durch Anheben der Beckenschaufeln beidseits bei Gegenhalt des betroffenen Segmentes. Dabei spürbares Lösungsphänomen und subjektive Schmerzlinderung. Nach 3 Tagen gänzliches Sistieren der Schmerzen. Beachtung des Wechselrhythmus zwischen Sitzen, Stehen und Gehen am Arbeitsplatz. Vermeidung rotierender und kyphotischer Krafteinwirkung im Bereich der LWS. Einleitung einer mobilisierenden und stabilisierenden Krankengymnastik . Empfehlung gesunder Ausgleichssportarten wie Nordic-Walking, Schwimmen etc.

Fazit: Bei langstreckigen Spondylodesen können an deren Enden funktionelle Störungen auftreten, die aufgrund starker Nozireaktion und Hyperalgesie keine freie Richtung erkennen lassen.Nach Ausschluss einer Segmentinstabilität können sich unspezifische Mobilisierungen ohne manipulativen Impuls und ohne starke anguläre Krafteinwirkung als hilfreich erweisen.Zur Rezidivprophylaxe sind Krankengymnastik und die Beachtung der Prinzipien der Rückenschule notwendig.